Naturgewalten als Waffe
Atomkrieg ist im Gange, aber nicht, wie wir ihn uns vorstellen
Philip Berrigan zum Buch "Planet Erde: Die letzte Kriegswaffe" von Rosalie Bertell - verfaßt 2002, Übersetzung Juni 2013

Krieg ist unser Geschäft Nummer 1, Krieg ist das Heil des Staates, Krieg verbindet und eint Regierung, Konzerne, Banken und Menschen. Krieg verleiht der Behauptung des Kapitalismus, er alleine „funktioniere“, Glanz. Das Militär ist Bedrohung, Gefahr, schneller und langsamer Mörder, tötet uns und die Erde. In unserer traurigen und blutigen Geschichte konnten wir es uns niemals leisten – am allerwenigsten jetzt, wo es die Fähigkeit hat, die Erde zu zerstören, einen nuklearen Winter herbeizuführen und alles Leben auszulöschen. Wir müssen das Militär vollständig auflösen und es in ein Naturschutz-Corps überführen, ihm eine unbewaffnete Friedenserhaltungsrolle geben, ihm die Funktion von Umweltsanierung und öffentlichen Bauarbeiten zuweisen.

Was ist mit Belegen?

Es ist niederschmetternd, dass die meisten Belege von Regierung und Medien unterdrückt werden. Dr. Rosalie Bertells unerbittlicher Bericht über die Todesfälle infolge von 56 Jahren Nuklearwaffeneinsatz und Interventionskriegen entkleidet das Militär seines Schutzanstrichs. Meines Wissens ist sie die einzige Wissenschaftlerin mit dem Wissen und dem Mut, die für solch eine Studie erforderlich sind. Rosalie Bertell schreibt, dass das Militär, besonders das amerikanische, sowohl Massenmörder als auch weltweiter Umweltverschmutzer ist. Der Nuklearklub – geführt von den USA – hat seit Juli 1945 – beginnend mit dem ersten atmosphärischen Test bei Alamogordo/Neu Mexiko – 1,3 Milliarden Menschen getötet, verstümmelt oder krank gemacht.

Folgendes sind Beispiele für die militärische Dezimierung der Menschheit und die Vergewaltigung der Erde
  • 2,6 Millionen US-Soldaten kehrten aus dem Vietnamkrieg krank zurück, und eine Million Vietnamesen wurden durch Agent Orange vergiftet.

  • Der US-Krieg in Vietnam verwüstete 54 Prozent der Mangroven-Wälder und der Flussdelta-Feuchtgebiete. Das Wort Ökozid wurde mit dieser Vernichtung in Umlauf gebracht.

  • Das US-Militär plant, die Erde als Waffe, die Gewalt der Naturprozesse für den Krieg zu nutzen. (Bertell)

  • Die insgesamt 300 Megatonnen Nuklearexplosionen von 1945 bis 1963 reduzierten die Ozonschicht um 4 Prozent.

  • 1958 haben die US-Seestreitkräfte drei Atombomben 300 Meilen über dem Süd-Atlantik zur Explosion gebracht. Zur gleichen Zeit veranlasste das Kriegsministerium die Explosion von zwei Wasserstoffbomben 100 Meilen über den Johnson-Inseln im Pazifik. Die Tests führten zu einer Verdoppelung der Krebsraten. Die Explosionen spalteten (wahrscheinlich für immer) den Van-Allen-Gürtel, der die Erde vor den Sonnenstrahlen schützt.

  • Im April 1964 gab es einen Fehlschlag mit einer US-Rakete, so dass 17.000 Curie Plutonium über ein weites Gebiet verteilt wurden. Schließlich wurden bei zwei weiteren Atomtests im Weltall 34.000 Curie Plutonium verbreitet. Die Geschichte der NASA weist im Rahmen des Weltraumprogramms zahlreiche solcher Katastrophen aus.

  • Der Oberste Rechnungshof der USA stellte fest, dass das Kriegsministerium jährlich 500.000 Tonnen an Toxinen erzeugt – mehr als die fünf führenden Chemiefirmen zusammengenommen.

  • Das Kriegsministerium teilte dem Kongress mit, dass 17.484 Militärstätten nicht den bundesstaatlichen Umweltstandards entsprechen.

  • Mit der Raumsonde Ulysses wurde im Jahre 1990 Plutonium im Weltall zur Routine. Als im Jahr 1997 Cassini 33 kg Plutonium ins Weltall beförderte, schätzten Wissenschaftlern 20 Millionen Lungenkrebsopfer, falls es über bevölkerten Gebieten zur Explosion käme.

  • HAARP (High Frequency Active Auroral Research Program) ist ein gewaltiger Ionosphären-Erhitzer, der in Alaska zwischen Anchorage und Fairbanks errichtet ist und im Jahre 2002 fertig gestellt werden soll – mit 180 Sendetürmen. HAARP erzeugt extrem niederfrequente Strahlen (Extremely Low Frequency ELF). Es ist in seinem Charakter unverfroren militärisch.

  • Erdbeben haben in den letzten Jahren zugenommen, sagte Kriegsminister William Cohen im April 1997: „Andere engagieren sich im Öko-Terrorismus, wodurch sie das Klima verändern, Erdbeben und Vulkanausbrüche durch elektro-magnetische Wellen fernauslösen können.“ Das nennt man den Opfern die Schuld zuzuschieben, andere zu beschuldigen, was man selbst tut!

  • Die US-Luftwaffe prahlt damit, dass sie das Wetter ab etwa dem Jahr 2005 bestimmen können wird.

  • Die Zeitung Guardian hat berichtet, dass Depleted-Uranium-Geschosse, die im Irak und in Kuwait verschossen wurden, 40 Tonnen radioaktiven Staub hinterlassen haben.

  • Im Irak war es die Gesellschaft, die wir mit unseren Bomben trafen: Anlagen zur Stromerzeugung, Wasseraufbereitung, Telefon- und Funkübertragung sowie Lebensmittelverarbeitung, Lagerhäuser, Impfstationen für Tiere, Bewässerungssysteme für die Landwirtschaft, Eisenbahnverbindungen, Busbahnhöfe, Brücken, öffentliche Transportmittel, Öl-Quellen, Pipelines, Öl-Lager, Benzin-Abfüllstationen, Abwasser-Aufbereitungs- und -entsorgungssysteme, Auto- und Textilfabriken für den zivilen Gebrauch.

  • Die Zeitung Guardian bezeichnet die Bombardierung Jugoslawiens „hinsichtlich des Umweltaspekts als den schmutzigsten Krieg, den der Westen jemals geführt hat... Ein Krieg, dessen Ziele Chemiefabriken und Öl-Anlagen waren, bei dem radioaktive Waffen in kleinen und größeren Städten eingesetzt wurden, ist ein Krieg gegen jedermann, gegen die Zivilbevölkerung wie auch kämpfende Truppen, gegen die Ungeborenen wie auch die Lebenden.“

  • Einer konservativen Schätzung des Ölverbrauchs im Irakkrieg zufolge, hat der um billiges Öl geführte Krieg 900 Millionen Gallonen (1 Gallone = 3,79 Liter) verschlungen.
Krieg verursacht in gewaltigem Umfang Tod und Verkrüppelung – für die Lebenden, die Ungeborenen, den menschlichen Gen-Pool. Über den Krieg als solchen hinaus sind es Erforschung und Entwicklung von Waffen, Kriegsspiele, Manöver und die allgemeinen Kriegsvorbereitungen, die unser Lebenserhaltungssystem untergraben.

Die schreckliche Zahl der Getöteten, Verstümmelten oder krank Gemachten, eine unwiderruflich zerstörte Ökologie, die unverantwortlichen Kosten der Atomrüstung und Interventionskriege erfordern scharfe Schlussfolgerungen. Was immer die Motivation der Bosse, der Krieger, der Waffenprofiteure sein mag – sie töten uns und gleichzeitig die Umwelt. Der Angriff auf Mensch und Natur ist unumkehrbar. Er ist ein Angriff auf das Leben selbst. Denn die Erde ist unsere Gebärmutter, unser Schoss, unsere Mutter.

Das Militär als ein Instrument der Massentötung ist eine Vergeudungseinrichtung – von Menschen, Energie, Öl, Metall, wissenschaftlichen und technischen Fertigkeiten und von Geld. Es verschlingt alles und gibt von den Ressourcen unseres Planeten nichts zurück. Jede ehrliche und gesunde Prüfung muss zu dem Ergebnis gelangen, dass dies aufgedeckt werden muss. Das Militär tötet, vernichtet und vergeudet – es ist die institutionalisierte große Lüge. Sein äußerer Schein und seine Unangreifbarkeit geben dem Dämonischen eine neue Bedeutung.


Wiedergabe des Textes basierend auf einer von Brigitte Queck vorgenommenen Übersetzung aus International Peace Update 1/2002

Philip Berrigan (geb. am 5. Oktober 1923 in Two Harbors, Minnesota; gestorben am 6. Dezember 2002 in Baltimore, Maryland) war ein bekannter US-amerikanischer Friedensaktivist und römisch-katholischer Priester. Wegen seiner gewaltlosen, illegalen Aktivitäten gegen Kriegsmaßnahmen in den USA stand er zusammen mit seinem Bruder Daniel Berrigan eine Zeit lang auf der „Ten Most Wanted List“ des FBI. Beide wurden zweimal für den Friedensnobelpreis nominiert. Philip Berrigan war einer der Hauptakteure der Pflugscharbewegung in den USA. Diese Rezension schrieb er, während er im US-Gefängnis saß – wegen Zuwiderhandlung gegen eine Bewährungsstrafe, die er wegen zweier Pflugschar-Anti-Atom-Friedensbekundungen erhalten hatte – die erste gegen einen neuen Ägäis-Zerstörer in den Bath-Eisenwerken in Maine im Februar 1996 und die zweite gegen zwei A-10-Warthog-Kampfbomber – Bomber, die im Irak 1991 und in Jugoslawien 1999 den Hauptanteil am Einsatz von abgereichertem Uran (Depleted Uranium) hatten. Seine letzte Aktion fand im Dezember 1999 statt: mit anderen brach er in die Middle River Air National Guard Base ein und beschädigte Kriegsflugzeuge; er wurde verhaftet und zu 30 Monaten Gefängnis verurteilt, aus dem er im Dezember 2001 entlassen wurde.

Englische Ausgabe des besprochenen Buches: Planet Earth - The Latest Weapon of War, 2000
Deutsche Ausgabe: Kriegswaffe Planet Erde, 2011


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